3 Tage und 1000 km mit dem Jeep durch grandiose und abwechslungsreiche Landschaften, durch Schnee und Sonne, durch Vulkane und Wüsten, mit Lamas und Flamingos, das sind die Erlebnisse, die ein Leben lang in Erinnerungen bleiben werden und der Grund, warum man sich auf so eine Reise begibt…
Tag 1 – Ankommen, Losfahren, Berge, Landschaften und Lamas
Von Sucre geht es mit dem Unternehmen 6th of Octobre in einem Semi Cama Bus (halbliegend) über Nacht nach Uyuni. Der Bus ist ein wenig abgewrackt, aber ok, das Wichtigste: Die Heizung funktioniert 🙂 Wir planen in Uyuni keine Nacht zu verbringen, da die Stadt nicht besonders schön sein soll und ausschließlich dazu dient von hieraus Touren in die Umgebung zu machen.
Wir reservieren vorab eine 3- Tages Tour bei Quechua, einem Anbieter, der bei TripAdvisor gut bewertet ist, für 180 USD pp. Etwas teurer als andere Anbieter, aber es heißt, hier soll man nicht am Geld sparen, da es, vor allem durch betrunkene Fahrer, schon oft zu Unfällen kam. Wir erfahren vorab, dass der Nationalpark im südlichen Teil mit der grünen und roten Lagune gesperrt ist, da dort bis zu 20 cm Schnee liegt und Winde bis zu 100 km/h herrschen, schade und wohl ungewöhnlich, scheint ein sehr kalter Winter zu sein, aber der Touranbieter verspricht eine Alternativroute. Außerdem verspricht Quechua per WhatsApp uns bei dem Bus Terminal abholen.
03:30 Uhr in der Nacht, wir kommen an, eine Stunde früher als geplant in dieser Geisterstadt, alles ist düster und nebelig, die Straßen weiß von dem Salz und vor allem ist es Arsch kalt und windig (-10 °C). Das größte Problem: von dem Touranbieter weit und breit keine Spur. Eine ältere Dame mit komischem Hut spricht uns an, wir sollten zu ihr ins Café kommen, da wäre es warm… wir haben keine andere Wahl als mitzugehen, wenn wir nicht erfrieren wollen. Wir gehen 3 Blocks vorbei an Müllbergen und an einer Schlägerei zwischen Jugendlichen. Es kommt jemand mit dem Auto vorbei, der uns dahin mitnehmen will, wir sagen nein, zu unsicher. Angekommen am Café spinksen wir erst mal rein, scheint wirklich ein Café zu sein, die Omi schmeißt den Ofen mit Holz an und wir bestellen Tee, es gibt Wifi. Mit der Zeit füllt sich das Café mit den Namen Nonis, gegen 7 Uhr ist es brechend voll mit gestrandeten Backpackers.
Um 11:00 geht dann unsere Tour los, müde und ein wenig schlapp von der Höhe (jetzt auf 3700 m) geht es los mit 3 Jeeps (ok, es sind Toyotas), vielen Engländern, Iren, Griechen und Spaniern. Wir haben Glück, der Tour Guide Enrique sitzt bei uns im Auto, spricht gutes Englisch und ist irgendwie allwissend, weiß zu allem eine Antwort und scheint jeden Stein da draußen zu kennen.
Erster Halt ist der alte Eisenbahnfriedhof, bei dem alte Züge und Waggons aus der Zeit der Edelmetallgewinnung in der Umgebung seit ca. 1940 dem Verfall freigegeben wurden, nachdem die Industrie zusammenbrach.
Danach geht es hoch hinauf über Stock und Stein zu einem kleinen typischen Örtchen, wo wir unser Mittagessen einnehmen. Die Fahrer zaubern in Windeseile Tische, Stühle, Tischdecken, Teller, Besteck usw. hervor und es gibt Quinoa mit Lammfleisch und Gemüse, zum Nachtisch Käsekuchen, Daumen hoch. Danach geht es weiter noch höher hinauf auf knapp 5000 m zu einer Lagune, es fängt an zu schneien und es ist bitter kalt.
Auf dem Weg nach unten wird das Wetter wieder besser und wir fahren durch unglaublich schöne Landschaften, alles karg, aber sehr abwechslungsreich in vielen verschiedenen Farben und Vegetationen. Auf dem ganzen Weg begegnen uns schon viele Lamas, Alpakas und Vikunjas. Wir halten an einem Feld, bei dem viele Lamas grasen, für Tina ein Paradies ?
Wir fahren weiter und stoppen an einer Felsformation, die weitestgehend aussieht wie eine Düne. Dort schauen wir den Sonnenuntergang und ich versuche mich im Dünenspringen, bei über 4000m eine sehr anstrengende Gelegenheit, ich muss mich erst mal 5 min ausruhen 😀
Es geht weiter zur ersten Unterkunft, die soll sehr „basic“ sein, ja und das ist sie auch… Zum einen sind wir wirklich am Ende der Welt, im absoluten Nirgendwo, und zum anderen besteht die Unterkunft aus einer Schule mit einem großen Raum, in dem alle 17 Gringos pennen sollen. Uns egal, und eigentlich ganz lustig, fühlt sich an wie auf Klassenfahrt (und wir sind die Lehrer, da die meisten um einiges jünger sind ? ), die Klos allerdings sind unter aller Sau, da machen wir lieber „Inka Bano“ und gehen in die Natur. Es ist kalt und wir schlafen mit 2 Schlafsäcken, 3 Decken, Pullover, Handschuhen und Mütze.
Tag 2 – Thermalbad und die wunderbare Salzwüste
Am 2. Tag geht es früh los zu einem natürlichen Thermalbad, das ist sehr gut, um sich von der kalten Nacht aufzuwärmen. Da es die Nacht über geschneit hat, ist alles nur noch weiß, und die verschiebenden Landschaften sind verschwunden. Ist aber nicht schlimm, denn es geht jetzt Richtung Salar de Uyuni, die größte und höchstgelegene Salzwüste der Welt mit mehr als 10.000 Quadratkilometern- Enrique erklärt, dass der Salar de Uyuni vor über 10.000 Jahren durch das Austrocknen des Paläosees Tauca gebildet wurde. Der See ist bis zu 72 Meter tief so gut wie frei von jeglicher Art von Lebewesen.
Das Wetter wird stetig besser, bis wir nur noch kristallblauen Himmel und eine brennende Sonne über uns haben, wir kommen weiter vorbei an schöner Landschaft und erhaschen einen ersten Blick auf den Salar. Wir fahren zuerst in einen kleinen Ort, in dem uns erklärt wird, wie das Salz abgebaut und weiterverarbeitet wird. Die Salzmenge des Salar de Uyuni wird auf ungefähr zehn Milliarden Tonnen geschätzt, jährlich werden davon etwa 25.000 Tonnen abgebaut, weitestgehend zum Verzehr. Der Salar beherbergt außerdem eines der größten Vorräte an Lithium, einen interessanten Bericht dazu habe ich unter diesem Link gefunden.
Und dann sind wir drin, überall nur weiße unendliche Weite, Wahnsinn, der Boden besteht ausschließlich aus Salz-6-Ecken. Es wartet ein weiterer Jeep mit Fahrrädern, mit denen wir über den Salar zu einem Salzhotel fahren. Die Räder sind Schrott, die Bremsen funktionieren nicht, aber wen soll man hier schon umfahren ?
Hier mal ein Video, welches die unendliche Weite am besten wieder gibt:
Das Mittagessen nehmen wir mitten auf dem Salzsee ein, es ist wieder lecker mit Reis, Hühnchen und Jemös.
Wir fahren weiter, immer tiefer in die Wüste rein. Es gibt wirklich Straßen dort, was ich nicht erkennen kann, aber dafür hat man ja die erfahrenen Fahrer. Es kann nämlich gefährlich sein, hier und da sind Löcher und darunter ist das Wasser vom See. Wir halten mitten im Nichts, um die allseits beliebten Fotos zu machen, bei dem die Perspektive der unendlichen Weite eine Rolle spielt und man mit Objekten und Größe spielen kann.
Nächster Halt ist die Insel Incahuasi (Quechua für Haus des Inka) mitten im Salar de Uyuni, die größte von den insgesamt von 75 Inseln. Dort gibt es viele interessante Kakteen. Diese wachsen laut Enrique 1 cm pro Jahr, die größte ist 12m hoch… kurz gerechnet… ja, 1200 Jahre alt, Wahnsinn.
Wir schauen vor der Insel den schönen Sonnenuntergang, ohne Worte 🙂
Verglichen mit der vorherigen Unterkunft, ist die heutige ein 5-Sterne Hotel mit eigenem Zimmer und eigenem Bad, wieder sehr kalt, aber Wärmflaschen in Form von heißem Wasser in Plastikflaschen helfen.
Tag 3 – Chile, Vulkane und Flamingos
An Tag 3 geht es mit unserem Jeep erstmal Richtung bolivianisch-chilenische Grenze, da 2 unserer Insassen weiter nach Chile (San Pedro de Alcama) fahren, nicht unüblich, hatten wir auch schon überlegt, aber dann doch fallen gelassen, wir wollen nicht zu viel auf einmal machen und dort wäre wieder pure Action angesagt… und außerdem hätten wir sonst die Flamingos verpasst ? An der Grenze fahren wir nachdem die 2 migriert sind in ein 5km breites Niemandsland, an der Grenze treten Tina und ich kurz nach Chile über, schön da 😀
Danach geht es weiter durch eine Vulkanlandschaft und zu verschiedenen Lagunen, vorbei an vielen Quinoa Feldern. Ich spreche mit Enrique über die Quinoa Bauern und bin der Meinung, dass es denen doch sicherlich gut geht mit dem Quinoa-Boom in den letzten Jahren. Ich erkläre ihm, dass man in Deutschland für ein bisschen Quinoa tief in die Tasche greifen muss. Dem ist aber wohl nicht so, es fehlt wohl an Strukturen und professionellen Maschinen, außerdem sind viel Bauern untereinander zerstritten, ich finde dazu wiederum einen interessanten Artikel, hier der Link.
Wir sehen die ersten Flamingos, an der Lagune Hedionda tummeln sich Hunderte, toller Blick mit den Bergen im Hintergrund. Dort gibt es auch wieder Mittagessen.
Weiter geht es zur schwarzen Lagune (Laguna Negra), hier erfahren wir eine sehr angenehme Ruhe, setzen uns auf einen Stein und hören ausschließlich den Wind und die Vögel im Wasser, sehr entspannend.
Es gibt noch mehr zu sehen, allerdings haben wir nicht mehr viel Zeit, viele, einschließlich uns, wollen Abends einen Nachtbus in eine andere Stadt nehmen, von daher fahren wir an interessanten Steinformationen nur noch vorbei.
Gut, dass wir das so entschieden haben, da einem unserer Jeeps noch ein Reifen platzt. Nicht verwunderlich bei den „Straßen“ die wir befahren haben, teilweise nur im Schritttempo über große Steine, wir fühlen uns eh die ganze Zeit durchgeschüttelt wie ein Milchshake. Die Fahrer schaffen es in rekordverdächtigen 7:21 Minuten den Reifen zu wechseln und es geht zurück nach Uyuni.
Ein absolut traumhafter Trip, Bolivien kann man jetzt schon sagen, ist auf jeden Fall eine Reise wert, ein Land der Extreme und sehr abwechslungsreich, voll von Geschichte und Kultur, wunderschönen und hässlichen Städten, eiskaltem und kargem Hochland und heißem und fruchtbarem Tiefland…
Mal ganz nebenbei: Ungenutztes Potential
Das ist jetzt mal mein ganz persönlicher Eindruck und ich kann es auch nicht mit vielen Fakten belegen, aber es scheint mir, dass Bolivien, das ärmste Land Südamerikas, viel Potential auf vielen Ebenen hat, es aber nicht so richtig nutzt. Oben das Thema Quinoa, hier hätte man doch den Trend erkennen können und investieren müssen. Thema Lithium, hier hätte man auch schon vorher investieren können. Oder bestes Beispiel Tourismus. Der Tourismus macht mal gerade knapp 1% der Wirtschaft aus, es kommen im Jahr ca. 350.000 Touristen nach Bolivien (im Vergleich dazu kommen nach Deutschland an die 35 Mio. pro Jahr), und mal ehrlich, die meisten wissen doch nicht mal so genau, wo Bolivien liegt. Auch hier fehlt es an Marketing in der Welt, auch wir sind mehr oder weniger nur „zufällig“ hier, da wir Peru bereisen wollten und halt dachten, dass wir in Bolivien als Nachbarland dann gut starten können. Aber es ist ein tolles Land und hat so viel unterschiedliche Aktivitäten, wunderschöne Natur, abwechslungsreiche Landschaften zu bieten, viel ungenutztes Potential halt.
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