Machu Picchu

Von Copacabana in Bolivien geht es mit dem Nachtbus nach Cuzco. Nach 15 Minuten erreichen wir die bolivanisch-peruanische Grenze, bei der der Bus anhält, man aussteigen muss und sich aus Bolivien mit Stempel abmeldet. Das kostet zum Glück nichts, obwohl wir nachgelesen hatten, dass es manchmal vorkommt, dass die Grenzbeamten eine inoffizielle Gebühr für die eigene Tasche erheben. Unsere übrigen Bolivianos tauschen wir direkt vor Ort gegen einen schlechten, aber vertretbaren Kurs gegen peruanische Soles ein. Anschließend müssen wir zu Fuß 300 m durch das Niemandsland zur peruanische Grenze laufen, wo wir ein Touristenvisum für 90 Tage bekommen und wo der Bus für die Weiterfahrt nach Cuzco wartet.

In Cuzco kommen wir im Hostel Hatun Quilla unter. Am ersten Tag erkunden wir ein wenig die Stadt, die sich vor allem um die Plaza Armas mit ihren Kirchen erstreckt.

Ansonsten versuchen wir vor allem unsere Reise zum Machu Picchu zu organisieren. Da wir bisher nichts gebucht haben, machen wir uns ein wenig Sorgen, ob das überhaupt klappt, da es heißt, dass man jetzt in der Hochsaison unbedingt weit im Voraus buchen sollte. Eigentlich möchten wir über den Inka Trail wandern, allerdings sind die 5-Tages Tickets dafür wirklich schon alle ausgebucht und der 2-Tages Trip soll über 500 USD pp kosten, das sprengt unser Budget. Also entscheiden wir uns schließlich eine Alternativroute zu machen, die in den letzten Jahren an Beliebtheit gewonnen haben. Wir buchen über die Agentur Reserv die 4-tägige Inca Jungle Tour für 300 USD pp inklusive viel Action, Unterkunft, Essen und Transport. Und wir haben Glück. Zum einen kann die Agentur uns noch ein Ticket zum Machu Picchu besorgen, und zum anderen auch ein Rückreiseticket mit dem Zug für 14:30 Uhr und sogar eine Wanderung auf den Wayna Picchu, auf den am Tag nur 400 Personen dürfen. Beides ist wohl nur möglich, da andere Personen abgesprungen sind, großes Glück, denn normalerweise muss man das Monate im Voraus buchen ?

Tag 1 – Mountainbiking von 4000 m auf 1000 m

Früh morgens geht es mit einem Minibus und weiteren 6 Teilnehmern von Cuzco durch das heilige Tal bis nach Abra Malaga auf über 4000 m. Auf der Strecke müssen wir einen Umweg nehmen, da weiterhin die Lehrer streiken, und das schon seit 2 Monaten, und ständig irgendwelche Strecken blockieren. Das führt zu einem Verkehrschaos auf der Ausweichstrecke, die aus einer einspurigen Schotterstraße besteht, das erste nicht gebuchte Abenteuer ?

Aber irgendwann schaffen wir es auf den Berg und die Mountainbikes und Ausrüstung werden ausgepackt. Und dann geht es nach kurzer Einweisung auch direkt los. Es geht von karger Landschaft umgeben von schneebedeckten Gipfeln und kalten Temperaturen immer bergab bis in tropische Landschaft mit Bananen Plantagen, Blumen und Temperaturen an die 30 Grad. Eine unglaublich schöne Fahrt mit Adrenalin, tollen Ausblicken und viel Spaß. Die gute Ausrüstung lohnt sich, zum Glück passiert uns nichts, aber direkt vor Tina verliert ein Mädchen die Kontrolle über das Fahrrad und stürzt in die Leitplanke. Sie hat zwar Nasenbluten aber gibt mit zwei hochgestreckten Daumen Entwarnung, die Guides kümmern sich weiter um sie. Um einen Eindruck zu bekommen, weiter unten das Video der gesamten Tour.

Mountanbiking

Abends übernachten wir in einem sehr einfachen Zimmer in Santa Maria.

Tag 2 – Wandern auf den Spuren der Inkas

Am 2. Tag steht eine 8-stündige Wanderung auf einem der Inka-Trails an. Es ist nicht „der“ Inka-Trail, aber viele Wege führen nach Rom und das gilt nun mal auch für die Inkas nach Machu Picchu.

Inka Trail

Es geht vor allem durch den Dschungel und durch die Berge mit wiederum atemberaubenden Ausblicken.

Die Truppe ist sehr nett und wir verstehen uns gut mit den Amis, Franzosen und Deutschen. Die Wanderung führt an Avocado-Bäumen, Bananenstauden und Ananaspflanzen vorbei.

Ananas

An einer Stelle müssen wir über den uns ständig begleiteten Fluss Rio Urubamba mit einer interessanten Transportkonstruktion übersetzen, ein großer Spaß (siehe Video weiter unten).

Die Wanderung endet in den heißen Quellen Cocolmayo, wo wir für 1 Stunde unsere geplagten Muskeln und Knochen im heißem Wasser entspannen lassen können. Wir übernachten im Santa Teresa. Zum Essen gibt es wie an allen Tagen mittags so wie abends, Gemüsesuppe und Fleisch (meist Hühnchen) mit Kartoffeln, Reis und Quinoa.

Tag 3 – Zip-Lining und Wanderung entlang der Schienen

Am 3. Tag steht nach wiederum frühem Aufstehen (6 Uhr ist für uns sehr früh ?) Zip-Lining auf dem Programm. Ich hatte das schon mal in Costa Rica gemacht, für Tina ist es das erste Mal. Und es ist echt der Hammer und abwechslungsreich. Von „normalen“ Zip-Lining, über zu zweit, kopfüber bis zum Superman (hier Condorflight genannt) ist alles dabei (siehe Video weiter unten).

Danach geht es in einer schweißtreibenden 3-stündigen Wanderung entlang der Schienen nach Aguas Caliente (auch Machu Picchu Pueblo), dass als Startpunkt für den Aufstieg zum Machu Picchu dient.

Endlich angekommen, suchen Tina und ich erst mal nach Snacks für den Machu Picchu sowie genießen in einer Bar die Happy Hour und gönnen uns das peruanische Nationalgetränk Pisco Sour, sehr lecker.

Pisco Maracuya

Tag 4 – Machu Picchu & Wayna Picchu

Aufstehen um 4 Uhr und fertig machen zur Wanderung über 2000 Stufen zum Machu Picchu. Am ersten Checkpoint müssen wir eine halbe Stunde warten und es werden Eintrittsticket und Pass kontrolliert. Man kann auch den Bus nehmen (für 12 USD pp), aber erstens wollen wir Geld sparen und außerdem denken wir uns, muss man das so machen, weil man nur so verstehen kann, wie hoch das nochmal ist, und was die Inkas beim Bau durchgemacht haben müssen. Aber nach kurzer Zeit wünschen wir uns, wir hätten den Bus genommen ? Es ist so anstrengend, warm und schweißtreibend. Wir müssen wie alle anderen viele Pausen machen und verfluchen diese riesigen und nicht aufhörenden Treppen. Nach ca. 1 Stunde erreichen wir aber den Eingang.

Dann der erste Blick mit noch müden Augen auf die Ruinen, unfassbar. Leider müssen wir etwas durchhetzen, da wir den Wayna Picchu (auch Huayna Picchu genannt) erreichen müssen, mit unserem Ticket müssen wir zwischen 7 und 8 Uhr durch die Kontrolle sein, sonst verfällt es. Außerdem ist unser Guide, nicht sehr gut, was wirklich schade ist, da wir sehr interessiert sind und man vor Ort natürlich gerne viel erfahren möchte (wir beschweren uns später bei der Agentur und bekommen neben vielen Entschuldigungen auch etwas Geld zurück). Aber wir lassen uns dadurch nicht irritieren und genießen trotzdem diese wunderschöne Stätte. Über den Machu Picchu weiß man weiterhin nicht viel, in den Reiseführern werden oft die Wörter „wahrscheinlich“ und „möglicherweise“ verwendet. Das macht das ganze natürlich noch ein wenig mystischer, als der Anblick dieses Wunderwerk eh schon beinhaltet. Heute würde der Bau in dieser Höhe übrigens ca. 1 Mrd. € kosten.

Aber erst mal müssen wir noch höher hinaus, weitere 500 Höhenmeter auf den Wayna Picchu, das ist der Berg den man auf den vielen Postkarten Motiven im Hintergrund der Ruinen sieht. Ich schaue mir das nochmal kritisch an:

Der Aufstieg ist nicht einfach, hat ein wenig was von Bergsteigen und man muss schon sehr aufpassen. Da wir aber Gruppe und Guide nun verlassen haben, können wir mit eigenem Tempo hoch krakseln.

Nach ca. 1 Stunde sind wir oben, aber leider hat es sich zugezogen und man sieht wirklich nur Wolken und Nebel, und dann fängt es auch noch an zu regnen…

Wir stellen uns unter einen Baum und warten, wir haben auf dem Weg nach oben von einem anderen Guide aufgeschnappt, dass es sich gegen 10 Uhr oft aufhellt. Wir vertreiben uns die Zeit mit frühstücken und einem unterhaltsamen Gespräch mit einem indischen Pärchen.

Und als ob man die Uhr danach stellen könnte, auf einmal und vollkommen unerwartet, lösen sich Punkt 10 Uhr die Wolken auf und man bekommt eine unglaubliche Sicht auf den Machu Picchu und die umliegende Berge, absoluter Wahnsinn ? Der Inder kann sich kaum halten und packt sein ganzes Fotoequipment aus, er hat den Berg vor einem halben Jahr gebucht, wir sagen erst mal nichts von der Buchung vor 4 Tagen ? Wir genießen die Aussicht, schießen ein paar Fotos und begeben uns dann zurück auf den Rückweg runter zum Machu Picchu.

Der Weg runter ist ein wenig rutschig durch den Regen, außerdem geht es durch einen engen Tunnel, aber wir kommen wohl erhalten wieder unten an. Wir schlendern noch etwas durch die Ruinen und schauen den Lamas beim Grasen zu.

Gegen 12 Uhr begeben wir uns auf den Rückweg nach Aguas Caliente, damit wir unsere Bahn nicht verpassen. Als hätten wir nichts gelernt, nehmen wir wieder nicht den Bus mit der riesigen Warteschlange, sondern wieder die beschwerlichen Treppen mit der Absicht uns von dem gesparten Bus-Geld leckere Snacks zu kaufen. Natürlich verfluchen wir uns und die Treppen wieder und kommen erschöpft kurz vor Abfahrt des Zuges in Aguas Caliente an. Schnell noch ein paar Croissants und ein zuckriges Getränk gekauft und ab zum Zug. Wir fahren mit Inka Train, das Ticket kostet laut Ausdruck 75 USD, dafür kann man bei uns schon ICE fahren. Aber es ist ein schöner Zug mit Freigetränken und tollen Aussichten.

Von Ollantaytambo holt uns dann ein Bus ab und wir fahren zurück nach Cuzco. Vollkommen erschöpft von diesen 4 Tagen voller Action, wenig Schlaf, Überanstrengung, aber einfach tollen Erlebnissen fallen wir mit platten Füssen und Muskelkater ins Bett ?

Und hier das versprochene Video:

In den restlichen Tagen in Cuzco planen wir unsere weitere Reise nach Arequipa, was sich als gar nicht so einfach gestaltet, da der peruanische Unabhängigkeitstag ansteht und daher viele Peruaner selber reisen. Wir gehen lecker Essen, streunen noch etwas durch die Stadt und enstpannen uns von den Strapazen.

Selten haben wir einen so touristischen Ort wie Cuzco gesehen. Cuzco kommt uns wirklich wie eine europäische Stadt vor, da man mehr Touristen auf der Straße als Einheimische antrifft. Die Sicherheit wird durch unzählige Polizisten und eine Art Ordnungsamt gewährleistet, die Straßenverkäufer ständig mit ihren Trillerpfeifen zurecht pfeifen. Die Stadt besteht im Grunde aus Travel Agenturen, teilweise sehr schicken Hotels, Alpaka Boutiquen, Cafés und Restaurants. Es ist auch kein Wunder, wir treffen viele, die ausschließlich hier Urlaub machen, meistens nach Lima einfliegen und dann direkt weiter hier hin, vor allem auch Amis, die ja auch nur wenige Tage im Jahr frei bekommen. Das soll übrigens keine Kritik sein, denn es heißt nicht unbedingt, dass viel Tourismus schlecht ist, es bedeutet auch immer mehr Sicherheit und ein gute Infrastruktur, aber sicherlich geht auch von dem ursprünglichen Flair einiges verloren.

Cuzco

Mal ganz nebenbei: Wir essen keine Meerschweinchen

Wir hatten ja wirklich mal darüber nachgedacht Meerschweinchen zu probieren, aber nach einem Besuch auf einem Sonntags-Fressmarkt in Cuzco entscheiden wir uns endgültig dagegen. Das unten stehende Foto lässt die letzten Zweifel dahin schwinden. Aber so ist das, wenn man zu Hause 3 Meerschweinchen hat. Außerdem erzählen uns auch viele, dass es gar nicht so lecker schmecken soll, ein wenig wie Hühnchen, aber dann können wir ja auch Hühnchen essen 🙂 Aber wir werden damit nicht wirklich ein Meerschweinchenleben retten können, die Peruaner verzehren pro Jahr an die 60 Mio. Schweinchen.

2 Kommentare
  1. Johannes G
    Johannes G sagte:

    WOW!
    Das Video ist sehr cool, schöner Kick für die Daheimgebliebenen ;-). Sah auch alles sehr sicher aus :-).
    Die Abfahrt mit dem Rad erinnerte mich etwas an Jan Ullrich zu seinen Zeiten, wo er über die Leitplanke geflogen ist :-). Wahnsinn!
    Wünsche weiterhin viel Spaß :-).

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  2. Irmgard Stockhausen
    Irmgard Stockhausen sagte:

    Hi, ich sitze in einem Café in Bonn und erhole mich von einer Fortbildung Mathe im 1. Schuljahr. Es war sehr interessant und hat mich wirklich nochmal für die Kleinen sensibilisiert. Ich war, hoffe es wenigstens, nicht die Gesichtsälteste.
    Euer Bericht und das Video sind einfach super, so kann ich mich etwas in diese andere Welt mit den vielen Abenteuern hinein denken.
    Auch ich wünsche euch weiterhin viel Spaß.

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