nach der Weltreise

2x um die Welt und trotzdem zurück in Kölle

Wir sind insgesamt 76.767 km durch die Welt gereist, das ist ca. 2 mal um den Planeten Erde, haben dabei 4 Kontinente besucht, ob per Auto, Bus, Fahrrad, zu Fuß, per Boot, Schiff, Flugzeug oder mit dem Pferd, wir sind immer heil ans Ziel gekommen. Geflogen sind wir ganze 28 mal (großer Fußabdruck :I ), heißt 28x abgehoben und, ja, wie schon gesagt, auch wieder gut gelandet. Das Wetter war mit Schnee, Sturm, Regen, Sonne, Kälte, Hitze abwechslungsreich. Genau so die Gefühlslage, wir haben gefroren, geschwitzt, geflucht, waren entspannt, gespannt sowie angespannt.

Aber das wars dann also! Die Weltreise ist vorbei und der Ernst des Lebens lauert schon an der nächsten Ecke. Aber vorher noch unser persönliches Fazit 🙂 Wie und wo fängt man an? Naja, also man kann sicherlich sagen es war schrecklich schön und schön schrecklich, aber auf jeden Fall ein Erlebnis. Und darum ging es uns eigentlich auch, nicht nur daher leben sondern vor allem intensiv erleben, aus dem Alltag mal ausbrechen und was Verrücktes machen, die Zeit genießen und wertzuschätzen. Und das hat wirklich gut geklappt, es gab für mich kein gefühlt längeres Jahr bisher, dadurch, dass man ständig Neues erlebt, vergeht die Zeit einfach langsamer…

Jetzt stehen wir hier „still alive“ nicht aufgefressen von wilden Tieren, nicht entführt (und keiner macht das Lösegeld klar 😉 ) und auch nicht gestrandet und irgendwo in der Karibik eine Strandbar am betreiben (schade eigentlich). Nein, wir sind zurück in good old Germany, soweit im Besitz unser physischen und psychischen Kräfte und bereit wieder zurück in das alte Leben zurückzukehren. Ja, das stimmt, wir kehren zurück. Wir wussten ja selber nicht, was uns erwartet, ob wir vielleicht für immer weiter reisen werden oder ob wir nach ein paar Wochen abbrechen. Es gab auf jeden Fall diese Momente, in denen man alles hinschmeißen wollte, und dann wieder die Momente, in denen alles genau so war, wie man es sich vorgestellt hatte, ein auf und ab halt, wie im echten Leben 😉

Insgesamt sind wir zufrieden, auch wenn wir dachten, dass vieles einfacher gewesen wäre. Neben Problemen mit Krankheiten hatten wir auch immer wieder Phasen, in denen wir recht reisemüde waren. Ja, richtig, müde vom reisen! Mir ist bewusst, dass das für viele jetzt komisch klingt, „reisemüde“ ? Und ich häng hier in meinem 12 Stunden Job. Ja, ok, aber ist halt so. Keine Ahnung, wie das all die Leute machen da draußen, die ständig unterwegs sind. Wobei ich auch sagen muss, dass ich selten Leute getroffen habe, die seit Jahren reisen und immer noch glücklich sind. Die meisten Aussteiger suchen sich dann doch ein Plätzchen, an dem sie länger verweilen und sich auch einen gewissen Alltag einrichten. Aber gut, uns war klar, dass das Leben aus dem Koffer irgendwann auch nicht mehr so toll sein wird, und auch das man durch das viele Erlebte einfach nicht immer wieder neue Sachen in der gleichen Weise aufnehmen kann. Der 10. Traumstrand mit weißem Sand und kristallblauem Wasser ist irgendwann dann auch nur noch ein Strand und beeindruckt einem nur noch sekundär. Wirklich schade, aber ich habe leider kein gutes Mittel gefunden, um dagegen anzukämpfen. Man gewöhnt sich halt schnell an alles und auch an so eine Weltreise Situation.

Und man wünscht sich dann doch ab und zu ein wenig Struktur (typisch deutsch halt 😉 ) und Ruhe vom ständigen Umziehen. Von daher waren wir lange in Lima, Playa del Carmen oder auch Ubud. Ganz herrlich ohne Verpflichtungen und Pläne in den Tag hineinzuleben.

Was gibt es sonst noch? Naja, wir haben auf jeden Fall mitgenommen, das alles möglich ist, wenn man es will, ist ja nun auch eine sehr wichtige Erkenntnis. Es sprechen generell immer tausende Sachen gegen etwas, es wird immer Leute geben die das begeistert und die einen unterstützen, andere sind eher skeptisch und entmutigen, aber im Grunde geht es um einen selber und was man selber will.  Und so haben wir gelernt, dass man eigentlich zu jeder Zeit aus dem 0815-Leben ausbrechen kann, es kommt zwar einem so vor, als ginge das nicht und mit zunehmenden Alter und Verantwortung wird es sicherlich auch schwieriger. Aber wir haben die Gewissheit mitgenommen, da durchaus vieles, wenn nicht alles möglich ist, wenn man sich darauf einlässt und natürlich auch nur wenn man es wirklich will. Wie schon die nette Vietmanesin in Hoi An zu uns meinte: „You never try, you never know.“ 🙂


Der umgekehrte Kulturschock

Zurück in Deutschland mussten wir uns mehrmals mit einem Kulturschock abgeben, nicht unerwartet aber dann doch heftiger als gedacht. Diesen umgekehrten Kulturschock, den man erfährt, wenn man in seine Heimat nach langer Reise zurückkehrt, hatten wir schon oft erlebt, vor allem in meinen jungen Jahren in den USA war das extrem, aber auch nach den anderen Reisen. Aber es scheint da kein Kraut gegen gewachsen zu sein.

Nach der ersten Rückkehr nach Deutschland im Winter 2017 was das dann schon wieder komisch, man ist ein halbes Jahr weg, hat unglaublich viel erlebt und gemacht, kommt wieder und es fühlt sich an, als wäre man so gut wie gar nicht weg gewesen. Als wir nach Troisdorf mit dem Taxi reinfuhren, dachte ich erst, ok, das fühlt sich jetzt an, als wäre man vielleicht länger, so 3 Wochen, im Urlaub gewesen. Nach einem Wochenende mit den Kumpels dachte ich, ok, eigentlich warst du nie weg. Das ist schön, man ist so eingewöhnt und muss sich nicht anpassen, es fällt leicht, sich wieder einzugliedern, aber komisch ist es schon. In einem halben Jahr passiert halt nicht viel, wenn man seinen Alltag verfolgt, arbeitet und sein „normales“ Leben führt, es gibt ja auch viele, die man nur alle paar Wochen sieht, da fällt so ein halbes Jahr nicht schwer ins Gewicht. Auch mit unseren Familien haben wir wahrscheinlich insgesamt mehr Kontakt gehabt, als wenn wir um die Ecke in Köln leben 🙂

Beim zweiten Mal nach der Rückkehr aus Südostasien war der Schock dann ein anderer. Wir waren nicht so lange weg (ca. 10 Wochen) wie beim ersten Teil der Reise, aber diesmal ging es auch mehr um die deutsche Kultur und Mentalität. Es ist wie immer und vielleicht auch eines der interessantesten Aspekte eines langen Aufenthaltes in weiter Ferne. Man lernt nicht nur anderen Kulturen und Verhaltensweisen kennen, sondern im Anschluss auch die eigenen und sein eigenes Land. Das musste ich dann wieder einmal in Deutschland erfahren. Angekommen am Frankfurt Flughafen, ging ich zur einer DB Angestellten mit einem „Schönen guten Morgen“ und bekam nur ein grimmiges „Morgen“ zurück, im REWE später dasselbe. Wenn man aus dem Land des Lächelns kommt und eine ständige Freundlichkeit, Höflichkeit und Fröhlichkeit erlebt, ist es schwer zu ertragen. Auch wie die Leute, z.B. in der Bahn sitzen, da lächelt niemand, alle sind immer super seriös, keiner fängt einfach mal ein Gespräch an usw. Das klingt jetzt alles sehr negativ, ist es aber nicht, es ist einfach nur anders und fällt einem einfach auf.

Im Grunde geht es wie so oft einfach die kleinen oder auch selbstverständlichen Dinge im Leben zu schätzen, wie z.B. sauberes, frisches Trinkwasser, dass bei uns sogar aus dem Hahn kommt. Das Problem ist, und das habe ich schon oft erfahren, dass man sich schnell wieder gewöhnt, soll heißen, man wird schnell wieder selber zum grummligen Deutschen und auch das saubere Wasser wird schnell wieder selbstverständlich. Man muss einfach versuchen dankbar zu sein und sich das immer wieder bewusst zu machen.

Wir hoffen das die Eingliederung in den Alltag einigermaßen gut verläuft und keine zu starke Postreisedepression bekommen. Schwer könnte es schon werden, den ganzen Tag in einem Büro vor dem PC oder am Telefon zu hängen und nicht da draußen in der Natur oder einer spannenden Kultur, man wird sehen, wie das wird. Gerade nach dem Zelten in den letzten Wochen, wo man ja eigentlich nur noch draußen ist, wird das sicherlich nicht so einfach.


Was würde man besser machen?

Eine interessante und sehr wichtige Frage nach dem Motto „nachher ist man immer schlauer“. Aber gerade das wird man doch von Reisenden oder die die es werden wollen, immer wieder gefragt und wäre auch für mich eine interessante Frage an jeden Langzeitreisenden.

Ein leichter Anfang…

Mit Bolivien als Ausgangspunkt haben wir uns kein einfaches Land ausgewählt. Es ist das ärmste Südamerikas, die Infrastruktur ist nicht gut entwickelt, es liegt teilweise sehr hoch, das Essen ist nicht besonders und die Menschen sind eher wortkarg und verschlossen. Wir sagen nicht, dass Bolivien keine Reise wert ist, aber auf einer Weltreise damit anzufangen war zumindest für uns im Nachgang keine gute Entscheidung. Vor so einer Weltreise gibt es viel zu organisieren und auch nervlich ist man ziemlich angespannt. Vor allem wenn es dann wirklich los geht, wurde zumindest die Euphorie von Aufregung und teilweise Angst überstrahlt.

Daher würde ich immer ein einfaches, vielleicht sogar schon bekanntes Land für den Start bevorzugen, wo man ungefähr weiß, was einen erwartet und sich nicht so viel eingewöhnen muss, in unserem Fall z.B. Mexiko oder Thailand oder vielleicht auch einfach ein Ort in Europa. Dieser soll auch dazu dienen einfach erst mal abzuschalten, vielleicht sogar erst mal 1-2 Wochen so was wie Urlaub machen, um dem Körper und Seele die verdiente Ruhe nach all dem Stress zu geben.

Was sicherlich auch eine gute Idee ist, wäre am Anfang jemanden in einem Land zu besuchen, in unserem Fall wäre daher ein guter Start Lima gewesen, Stadt und Land kennen wir nicht, aber wenn man jemanden kennt, ist alles viel einfacher und man kann auch viel besser in die Kultur eintauchen.

Nach Bedürfnissen reisen…

Ich würde noch mehr spontan machen, was man in dem Moment auch wirklich will. Ich habe gemerkt, dass ein ständiger Druck auf einem lastet, doch immer was erleben zu „müssen“. Das ist mir allerdings erst bewusst geworden nach dem Besuch des Machu Picchus. Mit dem Erlebten im Rücken mit der Salzwüste in Bolivien so wie eines der wichtigsten Ziele in Peru, konnte man sich etwas entspannen.

Man kann einfach nicht ständig neues erkunden und erleben, auch daran kann man, wie erwähnt, ermüden. Die ganzen vielen und vor allem neue Eindrücke aufzunehmen, das ständige neu eingewöhnen in ein neues Umfeld, in eine neue Kultur, an neue Zeitzonen und Klima, sind schon sehr anstrengend. Genau deswegen, haben wir uns in Mexiko entschieden, einfach mal 3 Wochen gar nichts zu machen, in eine Wohnung zu ziehen und einfach mal wieder zu „leben“, einfach ein gewissen Alltag zu haben, ein sehr entspannten muss man dazu sagen 🙂 Und trotzdem muss man sich vor vielen Leuten dann rechtfertigen. „Ihr habt nur in Playa del Carmen gewohnt? Sonst nichts gesehen? Es gibt doch so viel zu machen!“ Stimmt, und wenn wir nur im Rahmen eines Urlaubs hier wären, hätten wir bestimmt auch viel erkundet, aber zu diesem Zeitpunkt war es genau das Richtige für uns. Und genau das würde ich bei einer Reise noch besser machen, man ist so frei in seinen Entscheidungen und sollte daher immer auf die momentanen Bedürfnisse hören.

Langsam reisen…

Steht natürlich auch im Verhältnis zum vorherigen Punkt. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass umso länger die Reise geht, desto langsamer reist man. Und das, obwohl wir von Anfang eigentlich unseres Erachtens schon langsam am Reisen waren, mehr als 3-4 Nächte sind wir eigentlich immer geblieben. Doch mit der Zeit wird man noch langsamer, dieses Phänomen konnten wir auch bei vielen weiteren Langzeitreisenden beobachten.

Falls so eine Reise nochmal anstehen würde, würde ich mir vielleicht auch nur wenige Länder auf der Welt aussuchen und dort versuchen in einem Ort eine Art „Base“ aufzubauen, zu der man immer wieder zurückkehrt. Zum Beispiel in Bali wäre das bestimmt Ubud geworden. Von dort würde ich dann eher so 1-3 tägige Ausflüge machen und von dort das Land erkunden. So hätte man ein gefühltes Zuhause, zu dem man immer wieder zurück kommen kann. Außerdem kann man sich so viel besser einleben und auch die Kultur viel besser aufnehmen.

Soziale Kontakte knüpfen…

Einer der größten Herausforderungen ist bei Reisen zu zweit das ständige Aufeinanderhocken. Im Grunde ist man 24h zusammen und macht kaum einen Schritt ohne den anderen. Es ist wunderschön alles Erlebte miteinander zu teilen und auch heute diese Erinnerungen zusammen aufleben zu lassen. Allerdings ist es natürlich auch anstrengend und man geht sich notgedrungen irgendwann auf die Nerven.

Um den entgegen zu wirken, ist es wichtig soziale Kontakte zu knüpfen. Natürlich kommt man gerade in Hostels schnell mal ins Gespräch, vielleicht geht das auch hier und da mal weiter als der bekannte Small Talk der Reisenden, aber da man sich höchstens 1-2 Tage sieht, ist das natürlich schwierig. Wenn man also langsam reist wie oben beschrieben, ist das natürlich einfacher. Wir haben beide gemerkt, wie schön es war bei Leuten wie in Lima oder den USA zu leben, oder langfristig Leute kennen zulernen wie in Mexiko und mal so richtig was zusammen unternimmt auch ohne einander.

Kurz vor Ende der Reise hatte mich jemand über Instagram angeschrieben, auch eine Langzeitreisende, die gesehen hatte, dass wir im gleichen Land ist und fragte, ob wir uns nicht alle mal treffen wollten. Hat zwar nicht geklappt, da wir kurz vor der Abreise waren, aber im Grunde eine gute Idee, so Kontakte zu knüpfen, sich mal unverbindlich zu treffen, sich auszutauschen, und mal sehen ob man neben der Begeisterung fürs Reisen noch weitere Berührungspunkte hat. So was in der Art hätte uns ab und zu bestimmt auch gut getan und ist eine gute Idee, um mal mit anderen Leuten in Kontakt zu kommen.

Einfachere Länder wählen…

Das hat natürlich mit dem Budget zu tun und auch sehr mit dem Bedürfnis nach Abenteuer der anderen Art 😉 Ich bin froh, dass wir Länder wie Bolivien oder Kolumbien besucht haben und auch auf die Art und Weise, wie wir diese besucht haben. Umso älter man wird, umso schwieriger werden solche Reisen so glaube ich. Aus heutiger Sicht würde ich daher nicht unbedingt empfehlen nur „einfache“ Länder wie beispielsweise USA, Kanada, Australien, Neuseeland oder Länder in Europa zu bereisen, aber wenn wir nochmal auf reisen gehen, wären das aus heutiger Sicht bestimmt bevorzugte Länder… – Wenn ich so darüber nachdenke, juckt es mir schon in den Fingern 😀 ich würde sehr gerne nur mit einem Camper oder sogar nur mit Zelt monatelang durch Europa reisen… – Man kann einfach sorgenfreier leben und muss sich nicht ständig um über Sicherheit, Hygiene und Krankheiten Gedanken machen (wobei natürlich auch das alles relativ ist). Aber wie gesagt, das Budget spielt dabei eine große Rolle, ich würde behaupten man bräuchte bestimmt das 3-4 fache an Budget, um diese Länder in der gleichen Art und Weise zu bereisen.


Back @ home

Sweet home Kölle! Da sin mer weder! Was bleibt zum Schluss dieser großen Reise zu sagen. Es war ein Abenteuer und man möchte es nicht missen, dieses Jahr wird einem ein ganzes Leben in Erinnerung bleiben und man hat viele lustige und interessante Geschichten zu erzählen. Und wer weiß, vielleicht zieht es uns ja demnächst wieder in die Ferne 🙂 Eins ist sicher, langweilig wird es sicher nicht oder um es mit David Bowie’s Worten zu sagen:

I don’t know where I’m going from here but I promise it won’t be boring.

Also jetzt sind wir wieder da und an dem heutigen Tag, an dem unsere Weltreise endet und wir mit unserem 1000 Campingsachen über das schöne Freiburg wieder zurück ins Rheinland zurückkehren, sind wir bei unser guten Freundin Jule zur Abschiedsparty eingeladen, schön!

Ach, warum Abschiedsparty? Naja, sie geht auf Weltreise 🙂

1 Antwort
  1. Irmgard Stockhausen
    Irmgard Stockhausen sagte:

    Hallo ihr Beiden, euer Reisebericht war immer sehr interessant. Auch euer Fazit ist spannend zu lesen und ich kann es in vielen Punkten gut nachvollziehen.
    Ich, als Ma, bin froh, dass ihr, wenn auch nicht immer alles glatt lief, ihr Höhen und Tiefen erlebt habt, während eurer Reise doch auch viel Glück hattet und ihr vor allem gesund wieder zu Hause angekommen seid;
    und ihr euch in Deutschland, im Rheinland, in Kölle immer noch wohl fühlt.

    Antworten

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns Deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


*